Das Dritte Deutsche Sozialmedizinische Panel für Erwerbspersonen (GSPE-III) untersucht in einer Risikokohorte stark beeinträchtigter Personen inwiefern personale, soziale sowie gesundheits- und erwerbsbezogene Faktoren die Beantragung und Inanspruchnahme von Rehabilitations- und Rentenleistungen beeinflussen.
Hintergrund
Um Erwerbsfähigkeit und beruflicher Teilhabe zu sichern, bieten Rentenversicherungsträger Leistungen zur medizinischen Rehabilitation an. Hierbei handelt es sich um Antragsleistungen, die einer bewussten Entscheidung der Versicherten bedürfen. Die Hälfte der Personen, die erwerbsminderungsbedingt in Rente gehen, hat in den vorangegangenen Jahren aber die Möglichkeit der Rehabilitation nicht genutzt. Offenbar besteht Rehabilitationsbedarf, der nicht zur Antragstellung und Inanspruchnahme rehabilitativer Leistungen führt.
Wie gehen wir vor?
Für das GSPE-III wurde eine Risikokohorte besonders in ihrer Teilhabe gefährdeter Personen rekrutiert. Das Risiko gefährdeter Teilhabe wurde durch einen vorangegangenen Bezug von Krankengeld operationalisiert. Der Bezug von Krankengeld ist ein Hinweis auf bereits vorliegende Einschränkungen von Teilhabe und Arbeitsfähigkeit und ein wichtiger prognostischer Faktor für erwerbsminderungsbedingte Rentenzugänge. Da Rehabilitationsleistungen dazu beitragen können, einen erwerbsminderungsbedingten Ausstieg aus dem Erwerbsleben zu vermeiden, ist der Zugang dieser Personen zu rehabilitativen Leistungen von besonderem Interesse.
Die Bruttostichprobe des GSPE-III umfasste 10.000 Personen, die bei der Deutschen Rentenversicherung Bund versichert sind und in 2012, dem Jahr vor der Erstbefragung, Krankengeld erhalten haben. Die Stichprobenziehung berücksichtigte 40- bis 54-jährige Personen mit aktuellem Wohnsitz in Deutschland. Ausgeschlossen wurden Versicherte mit bereits beantragten oder bewilligten Rentenleistungen sowie Versicherte, die zwischen 2009 und 2012 Rehabilitationsleistungen in Anspruch nahmen oder beantragten. Frauen und Männer wurden getrennt und in gleichem Umfang gezogen.
Die Versicherten wurden in den Jahren 2013, 2015 und 2017 mittels Fragebogen postalisch befragt. Bei Zustimmung der Befragten wurden und werden die Befragungsdaten mit ausgewählten administrativen Daten verknüpft (z. B. Beantragung und Inanspruchnahme von Rehabilitations- und Rentenleistungen).
Was wird erhoben?
- Subjektive Arbeitsfähigkeit (Work Ability Index)
- Arbeitsbedingungen (berufliche Gratifikationskrisen, organisationale Gerechtigkeit, körperliche Arbeitsschwere, Unternehmensgröße)
- Gesundheitsbezogene Lebensqualität (36-Item Short Form Health Survey)
- Inanspruchnahme von Gesundheitsdienstleistungen (Anzahl ambulanter Arztbesuche und Krankenhausaufenthalte, Grad der Behinderung, Arbeitsunfähigkeitstage)
- Gesundheitsverhalten (Body Mass Index, Rauchverhalten, sportliche Aktivität, Alkoholkonsum)
- Wahrnehmung von medizinischen Rehabilitationsleistungen und ihrer Beantragung (Ergebniserwartungen, Intention, Handlungsplanung, Selbstwirksamkeitserwartung)
- Subjektive Prognose der Erwerbsfähigkeit
- Soziale Unterstützung (Oslo 3-Item Social Support Scale)
- Persönlichkeitsfaktoren (Big Five Inventory – Short Version)
- Soziodemografische Merkmale
Wer hat teilgenommen?
An der Erstbefragung haben 3.294 Personen teilgenommen. Um mögliche Verzerrungen aufgrund von Nicht-Teilnahme abzuschätzen, wurden für Nicht-Teilnehmende Daten zum Alter und Geschlecht von der Deutschen Rentenversicherung Bund zur Verfügung gestellt. Ältere Personen und Frauen haben häufiger geantwortet.
Wo ist die Studie registriert?
Eine Registrierung erfolgte im Deutschen Register Klinischer Studien (DRKS00004824).
Wie lange dauert die Studie?
Die Studie begann im Januar 2013 und endet im Dezember 2018.
Zeitschiene
Wer fördert die Studie?
Die Studie wird von der Deutschen Rentenversicherung Bund gefördert.
Wer trägt die Projektverantwortung?
Das Projekt wird von Prof. Dr. Matthias Bethge (Universität zu Lübeck, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Sektion Rehabilitation und Arbeit) und Prof. Dr. Michael Radoschewski (Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft) geleitet.
Mit wem arbeiten wir zusammen?
- Deutsche Rentenversicherung Bund
- Marco Streibelt, Deutsche Rentenversicherung Bund, Abteilung Rehabilitation, Koordination und Weiterentwicklung der medizinischen Rehabilitation und der Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben
- Sonia Lippke, Jacobs University Bremen gGmbH, Jacobs Center on Lifelong Learning and Institutional Development
- Matthias Richter, Eva-Maria Fach, Sebastian Günther, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Medizinische Soziologie
- Wilfried Mau, Kerstin Mattukat, Cynthia Richter, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Medizinische Fakultät, Institut für Rehabilitationsmedizin
- Rüdiger Zwerenz, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
- Severin Hennemann, Johannes Gutenberg Universität Mainz, Psychologisches Institut, Abteilung für Klinische Psychologie, Psychotherapie und Experimentelle Psychopathologie
- Erik Farin-Glattacker, Universitätsklinikum Freiburg, Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung
- Patrick Brzoska, Technische Universität Chemnitz, Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie
Wo finde ich weitere Informationen?
Scientific Use Files und Methodenhandbücher der ersten und zweiten Erhebungswelle sind verfügbar und können formlos beim Projektverantwortlichen beantragt werden.